Vielleicht hat mich mein Name geprägt und der Ort, woher ich komme. Christine Blum, vom Lenzenberg am Südhang des Kaiserstuhls. Klingt ein bisschen wie in einem Märchen von Frühling und Sommer. Aber eigentlich habe ich immer den Herbst am liebsten gemocht: die Zeit der kühler werdenden Tage, die Zeit der Weinlese, wenn sich über Ihringen etwas wunderbar Urtümliches, Anheimelndes legte, ein Hauch Vergangenheit und Traum.
Musik habe ich auch schon immer gemocht und bin froh, dass meine Eltern mir alles ermöglichten, was mich interessierte - Flöte, Klavier, Gitarre, Schulchor, Jazzband, später Gesangsunterricht. Und dann schrieb ich mit dreizehn plötzlich mein erstes Lied (das ich heute niemandem mehr zeigen würde, nein!), und auch das war Teil dieser wunderbaren Zeit der Träume, Geschichten und Märchen.
Erst kurz vor dem Abitur lernte ich die wunderbare und große ,Geschichte' kennen, die mich seither ständig begleitet: das Fantasy-Rollenspiel. In dieser Zeit entstanden mein erstes vorzeigbares Lied, Lucky Those, und der Name Crystal - eigentlich von meinen Brüdern als ,Christel' eingeführt!
Vielleicht, weil ich gehört hatte, dass Träume meist wenig Zukunft haben, begann ich Medizin zu studieren, in dem Städtchen mit dem sprechenden Namen Gießen. Seltsam aber, dass gerade hier die Träume greifbarer wurden - durch wunderbare Freundschaften, nächtelanges Rollenspiel und tiefsinnige Gespräche ... und die Erkenntnis, dass es ein Wort für das gibt, was meine Lieder ausdrücken: Filk.
Irgendwann wurde mir klar, dass es Geschichten und menschliche Sehnsüchte sind, die mir wirklich am Herzen liegen, und ich wechselte von der Medizin zur Literaturwissenschaft. Ich suchte Orte auf, wo Träume verborgen sind: Irland, Russland, Frankreich, Spanien. All diese Dinge haben sich mit der Weinlese, dem Rollenspiel, der Vergangenheit und vielleicht auch mit meiner Musik vermischt.
Nach wie vor sind Geschichten mein Leben - ich arbeite als freie Literaturübersetzerin, seit Anfang 2015 in Karlsruhe, zwischen dem weiten Kraichgau und dem rauen Schwarzwald, ganz in der Nähe meiner besten Freundin Sandra und ihren beiden "Männern" Volker und Little Jon. Mit ihnen erkunde ich weiter neue Länder und Orte oder suche nach Geocaches, und die Katze Eleftheria sorgt dafür, dass es auch zu Hause nie langweilig wird. Und obwohl die Musik oft von Arbeit überlagert wird, kämpft sie sich doch immer wieder ans Licht, und Eva und ich spinnen das Märchen von Summer & Fall weiter - mal sehen, wohin uns dieser Weg noch führen wird.
Den folgenden Text hat Juliane Honisch geschrieben, Freundin, Filkerin und Dichterin. Ihn hier zu zeigen, heißt auch ihr zu danken.
“Im Herbst nehmen die Blätter die Farbe ihres Haares an ein feuriges Gold. Sie ist eine kleine, schmale, scharf umrissene Flamme, deren glühende Kreativität ihre Wärme in die Welt strahlt. Sie hätte eine Heilerin sein können, aber sie wandte sich Worten und Liedern zu, die sie austeilt wie lindernde Mittel. Sie trägt die Gewänder lange vergangener Zeiten wie ein Wahrzeichen ihrer untrennbaren Verbindung zum Zeitalter der Sagen und Legenden. Sie ist fester Bestandteil dieser Legenden, und bei allem, was sie in dieser Wirklichkeit tut wie rusissche Romane zu übersetzen wirkt sie stets tief an jenem anderen Ort verwurzelt. Hic sunt dracones aber wir mögen Drachen. Und segelt ihr weiter, über die Grenzen hinaus, dem Sirenenruf nach, so werdet ihr sie und ihre Musik finden.
Man könnte sie mit dem Füllhorn der alten griechischen Götter vergleichen. Unter den Früchten und Blumen der Erntezeit, die aus dieser unerschöpflichen Quelle strömen, sind Instrumente Gitarre, Flöte, Saxophon, Klarinette, Mandoline, Metallophon, E-Bass und vielleicht noch viel mehr, die nur darauf warten, eines Tages ganz unvermutet hervorzukommen. Man denke an doppelsaitige Harfen, mit dem Fuß geschlagene Zymbeln oder durch Gedanken gezupfte Psalter. Auch sie wird sie unzweifelhaft spielen können vermutlich ohne viel zu üben, denn sie ist fast frustrierend vielseitig. Alles, was ihr zu tun habt, ist euch zu setzen und staunend zuzuhören.
Worte sind ihr Reichtum. Sie hat sie gesammelt wie andere Menschen Gold und Edelsteine. Eine immense Beute an Ausdrücken und Ausdrucksfülle. Eine Sprache ist nicht annähernd genug. Sie schreibt ihre Lieder auf Deutsch und Englisch, Russisch und Französisch, vermengt die Farbe ihres Klanges mit der Stimmung, die sie auf der Leinwand ihrer Ernte zu malen wünscht. Fast kann man sie sich auf ihrer Septemberinsel vorstellen, wo eine Schatztruhe voller Lieder darauf wartet, von jenen entdeckt zu werden, die Musik lieben den Freibeutern auf dem Ozean der Legenden. Eine Reise, die niemals langweilig werden wird.
Übersetzungen fremder Texte: | |
Железный престол | Eiserner Thron |
Petit Charlot / He Longed For The Sea | |
Wie ein Räuber | "The Highwayman" von Talis Kimberley |