Als das letzte Tageslicht sich tief im Meer sammelte
und schimmernde Gischt sacht den Strand streichelte,
wanderte ich daran entlang, und das Branden legte meine Erinnerung bloß,
bis ich erkannte: ich war hier schon einmal.
Und ich konnte sein eifriges, unablässiges Rufen hören,
das von Geheimnissen sprach, seltsam und kostbar,
und durch die Schatten, die fielen wie Regenschwaden,
glitt langsam und lautlos ein Schiff heran.
Ich fühlte in mir einen Stich plötzlicher Sehnsucht,
einfach an Bord zu springen und diesen dunkelnden Strand zu verlassen
– die tumbe Routine, die taube Rastlosigkeit des Lebens –
um eine andere Heimat zu finden, wo auch immer ich landen würde.
Und dann sah ich an Bord die einsame Gestalt,
in Dunkelheit gehüllt, ihr Gesicht im Schatten einer Kapuze.
Reglos stand er da, und ich wusste: er beobachtete mich
mit strengem, bohrenden, allzu vertrautem Blick.
„Woher kommst du, und wohin fährst du?
Wie kannst du segeln, wenn kein Wind geht?“
„Warum fragst du – du warst es, die mich rief.
Das Boot ist dein, und nach deinem Kurs wird es segeln.“
In seiner Stimme klang meine eigene müde Verzweiflung mit
und in meinem Rücken begann eine stete Brise zu wehen.
Irgendwo tief in mir sehnte ich mich nach dieser Abfahrt,
doch noch tiefer wollte ich nichts davon wissen.
Er stand da und betrachtete mich, und seine unsichtbaren Augen
waren nichts als blinde Spiegel meiner Seele.
„Allein heute Nacht kann ich dich hinüberfahren
in deine eigenen Lande, wo du sicher und vollständig sein wirst.“
Und ich konnte das eifrige, unablässige Rufen hören.
Ich drehte mich um, rannte weg und warf keinen Blick zurück.
Und in den Schatten weinte ich vor Verzweiflung
über den Verlust der unbekannten Unendlichkeiten meines Innern.
Crystal 11/04/04