Für Leon, einen Söldner. Und für Paul, den Herrn des Windes
Er ging, als ob ein steter Wind wehte
mit sprühendem Blick, Sonnenstrahlen auf dem Gesicht.
Sie glitzerten auf dem Schwert und Schild, die er trug.
Er packte seinen Bogen und schritt leicht dahin.
Sie wandten den Blick ab. Sie konnten das Glänzen
seines wie aus Nacht geschwungenen Bogens nicht ertragen.
Sie erwiderten nicht das Lächeln, das er immer bereithielt,
wenn spielerisch der Wind seine hellen Locken aufleuchten ließ.
Man verachtete, ignorierte, hasste ihn.
Er war ein Werkzeug, das niemand mit Stolz gebauchte.
Er hielt nach außen sein Lächeln und verbarg seine Gefühle:
auf dem Schlachtfeld waren sie nicht von Nutzen.
Weit draußen im Feld schwollen die Obstgärten an,
ihr Duft bemächtigte sich des Landes.
Doch tief unten pochte ein anderer Ton, während er ging ...
Und er ging, wohin - er wusste es - niemand je gegangen war,
mit dem Wind, dem Wind des Krieges.
Der ihm ins Ohr raunte mit der Stimme längst vergangener Tage,
mit der Stimme des Windes des Krieges.
Er redete nicht. Schweigend ertrug er sein Los,
denn wenn er sprach, schüttelten sie den Kopf und rümpften die Nase.
Sein Joch war das der Einsamkeit und Gewalt.
Hinter ihrer Verachtung war alles, was sie fürchteten.
Er hätte versucht, stolz ihre Blicke zu erwidern,
doch sie trugen Sorge, ihn nicht zu beachten.
Sie zuckten zusammen, als ob sie sich ihrem tiefsten Albtraum gegenübersähen,
einem Albtraum, den sie in der Tat gehegt hatten.
In der Ferne summten die Gärten von Sommer.
Auf den Hängen konnte er schweren Wein riechen.
Wer sät, wird auch ernten, wenn die Zeit gekommen ist ...
Er ging weiter, wohin - er wusste es - noch niemand sich gewagt hatte,
mit dem Wind, dem Wind des Krieges.
Der ihn nach Hause rief, immer drängender,
mit der Stimme des Windes des Krieges.
So kam er dorthin, wo alle Früchte bitter waren
und die Obstgärten zu verfaulen begannen.
Er ließ ein Lächeln aufblitzen und wünschte, sie hätten es besser gewusst,
dass niemand leiden und niemand den Tag verfluchen müsste.
Denn er war dort, wovor er sich gefürchtet hatte, und er kannte den Ort von einst,
einen alten Ort, das Reich des Krieges.
Und mit ihm waren die, die zuvor gelacht und die Nase gerümpft hatten,
und blickten in die Augen des Krieges.
Und er bestieg das Ross, das am Ufer wartete,
alle Augen auf ihm – die Augen des Krieges.
Mit Sporen und Zügeln, doch ohne die Macht, die Tür zu schließen,
ritt er den Wind, den Wind des Krieges.
Er wurde in den Sturm hineingezogen, der ihn bis ins Herz traf,
fühlte den Schmerz, den Schmerz des Krieges.
Und es wirbelte und taumelte, alles wurde im Dröhnen
des Sturms erstickt ...
Der Wind war abgeflaut. Der Ort lag kahl und still.
Die Schlacht hatte sich aufgelöst, war verloren und gewonnen.
Er stand allein inmitten der Toten und Aufgegebenen.
Er nahm seinen Bogen und wandte sein Gesicht der Sonne zu.
Crystal 03/12/2002