Endlich schweigt mein Herz in diesen Stunden vor der Dämmerung.
Tau und Tränen glitzern wie Reif im Gras.
Der Fluss ist ein stiller Spiegel der vorüberfließenden Nacht,
der Mond treibt auf seinen trüben Fluten unter einem leeren Himmel.
Aus Spiegel und Dunkelheit
blickt schneeweiß
ein Gesicht hinauf
in die Mittsommernacht.
Es ist eine Nacht aus glänzendem Eis, eine makellose, silberne Sphäre.
Ich sitze inmitten des kristallenen Friedens, eingefroren in dessen Herzen.
Und immer weniger Bilder steigen auf aus dem erkaltenden Brunnen
alles, was bleibt, bin ich, das Eis und er, der den Zauber sprach:
Der Mann, der liebte,
der Mann, der log,
der Mann, der mich verließ
in einer Mittsommernacht.
Im Mondlicht tanzen wir
unseren eigenen Tanz
Du bist hier in meinen Armen
aber ich tanze allein
diese Nacht und dieser Fluss
kannten uns schon immer
in mir ist Mondlicht
mir ist nicht mehr kalt
Morgen werden sie mich finden
in klarem Frühlicht
erfroren
in einer Mittsommernacht -
erfroren
in dieser Mittsommernacht.
Eva, Mai 1999
Für Rafael, gegangen am 6. April 1999