Manchmal bestürmen Worte den Sprecher,
verwandeln sich in Geschichten oder Reue.
Manchmal ergreift die Wahrheit den Suchenden
und er erschauert und vergisst.
Es ist eine Stimme in Brandung und Donner,
es gibt Augen, die den Tag durchdringen,
niemand kann es benennen, es ist immer gleich
an jeder Wegscheide - - -
Ich bin der Hüter.
Ich bin der Wächter der Geschichte (ich bin der Fremde auf dem Pfad)
Ich bin der Schnitter
und der Weber eurer Segel.
Ich bin kein Gott, und dennoch erschaffe ich
indem ich glaube, was ich sehe.
Ich bin der Hüter, ihr seid die Schläfer
und eure Träume gehören mir.
Was ich gebe, kommt unverhüllt.
Ich bin Münze und Karte und Rad.
Nichts geht verloren, solange ich lebe,
niemand vermisst, was ich stehle.
So kauere ich und pflücke Geheimnisse
während ich die Pfade verwebe, auf denen ihr wandelt,
ich schmiede eure Ängste, ich zähle eure Tränen
und vergieße die, die ungeweint bleiben.
Ich bin der Sänger.
Indem ich singe, entfalten sich meine Geschichten (unerzählte Zeitalter und Leidenschaften),
Worte, die Bestand haben
solange es Schönheit zu bestaunen gibt.
Ihr erhellt eure Nächte mit Bedeutung,
Träume wie kleine Boote auf der See -
Zeit mag sie verschleißen, Trauer mag sie zerreißen
aber immer noch gehören sie mir.
* * *
Ich bin ein Gedanke.
Vielleicht werdet ihr es nie begreifen (nur ein Flackern in euren Augen):
Träume sind gewagt
und alle Erinnerungen sind Lügen.
Im Echo eures Flüsterns
stirbt die Wahrheit, die ihr nie kanntet:
der Schmerz reicht tiefer – ich bin der Hüter –
aber meine Träume gehören euch.
Eva 2008