Boten der Nacht

Wir reisen im Strome der Nacht,

wir treiben wie Schiffe dahin.

Im Schlafe erfüllen wir unser Geschick

wir lassen die Ufer im Dunklen zurück

und finden im Schweigen Gewinn.

Wir bringen die Träume der Nacht,

ziehn in seltsame Welten hinaus.

Sehnsucht und Schatten und Glück leben dort,

wir spülen das Gestern und Heute mit fort

und sind doch im Morgen zu Haus.

Wir geben das Sehnen der Nacht,

wir schlummern im Atem der Zeit.

Unser ist Ahnen, ist tiefes Verstehn,

wenn die Fragen der Welt in den Sternen vergehen

dann ist sie zum Fühlen bereit.

Wir schenken die Stille der Nacht

so wie auch das Sterben beginnt,

wir breiten den Schleier des Schlafs übers Land,

berühren die Herzen mit lindernder Hand

und Friede kehrt ein, wo wir sind.

Wir sind die Boten der Nacht,

ihre Stimme, ihr Duft, ihr Gewand.

Schon tragen uns Strom und Geschick mit sich fort,

wir blicken zurück, wir flüstern ein Wort

und segnen das schlafende Land.

Eva, 4. Juni 2000

Für Christine und Anja

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