Der Wind geht über Gras und Meer,
Singt kühl und tröstet leis.
Er weht Erinnerung heran
um die er selbst nicht weiß.
Schenkt fernes Ahnen fremden Träumern
die sein Lied vernahmen -
so sind sie auch
nur Klang und Hauch,
der Wind hat keinen Namen.
Der Wind weiß nichts von Glück noch Leid,
der Wind stellt keine Fragen,
umspielt Gesicht und Haar und Herz
und hört nicht, was sie sagen.
Wir sind das Land, in dem er lebt.
Woher wir einst auch kamen,
die Stadt, das Reich
es gilt ihm gleich -
der Wind kennt keine Namen.
Der Wind, er trägt die Saat der Zeit
ins Land, das wir bestellten.
In seines Atems stetem Strom
erblühn und sterben Welten.
Wir ernten, was das Leben bringt -
der Wind schenkt nur die Samen,
sind selbst uns Lohn
denn morgen schon
verweht er Zeit und Namen.
Eva, 8. Mai 2000